Pimpinella anisum
ist ein einjähriger weißblühender Doldenblütler. Die Pflanze wird
maximal 60 cm groß. Der Stängel ist leicht behaart und stark
verzweigt. Die Pfahlwurzel ist dünn.
Die Blätter sind polymorph: die
gestielten Grundblätter sind rundlich bis leicht herzförmig bis 3
cm groß und gesägt. Die Stängelblätter sind gefiedert, wobei die
Fiederblätter gesägt sind. Die obersten Stängelblätter sind
reduziert und zart gefiedert.
Die Blüten stehen in typischen 7- bis
15-zähligen Doppeldolden mit einem Gesamtdurchmesser von einigen
Zentimetern (bis 6 cm). Die Döldchen haben einen Durchmesser von
ungefähr einem Zentimeter und bestehen aus ungefähr 10
Einzelblüten.
Die einzelnen Blüten sind fünfzählig,
radiärsymmetrisch, zwittrig.
Die brinenförmigen höchstens 5 mm
langen Doppelachänen sind mit grauen Härchen überzogen und
zerfallen nicht in die Einzelfrüchte.
Inhaltsstoffe
Anis ist eine typische
Ätherischöldroge. Der Hauptbestandteil des ätherischen Öls ist
Anethol. Es kommt in der ganzen Pflanze vor und ist in den Früchten
in Exkretgängen konzentriert.
Beschreibung der Droge
Arzneiliche Verwendung finden die
Früchte (Anisi fructus). Diese sind verkehrt birnenförmige nur etwa
zwei Millimeter lange nicht in ihre Einzelteile zerfallende
Doppelachänen mit charakteristischen Rippen. Die Teilfrüchte haben
fünf durchgehende Rippen. Die Doppelachäne besitzt also 10 Rippen.
Oft ist ein kleines Stück des Fruchtstiels erhalten. Die feine
Behaarung ist gerade eben unter Lupenvergrößerung erkennbar.
Der Geruch ist bedingt durch das
Anethol als Hauptbestandteil charakteristisch, der Geschmack süßlich,
aromatisch, charakteristisch.
Da das ätherische Öl in Exkretgängen
konzentriert ist, wird oft das Zerstoßen kurz vor Bereitung eines
Teeaufgusses empfohlen. Dies erhöht die Ausbeute, ist aber nicht
immer praktikabel, wie z.B. in Teemischungen oder fertigen Teebeuteln
und darf auch unterbleiben.
Verwechslungen und Verunreinigungen
könnten mit Petersilienfrüchten (Petroselinum crispum) vorkommen,
die kleiner sind und nicht behaart. Gefährlicher wäre die
Verwechslung mit den sehr giftigen Schierlingsfrüchten
(Coniumarten). Schierlingsfrüchte haben deutlicher gewellte und
warzenartig unterbrochene Rippen und riechen, zumal nach Befeuchtung
mit Kalilauge, nach Mäuseurin.
Wirkungen und Indikationen
Wirkungen
Expectorierende Wirkung:
sekretomotorisch und sekretolytisch
Spasmolytisch
Karminativ
choleretisch
Indikationen:
Katarrhe der Luftwege
Dyspeptische Beschwerden
Blähungen
Bemerkungen
In der Pharmacopoea
Austriaca 1812 ist Anis als Anisum
vulgare
gelistet.
Außer in der Pflanzenheilkunde wird
Anis vielfältig verwendet, als Brotgewürz, in verschiedenen
Süßspeisen, Spirituosen und Likören.
Früher wurde anstelle von Anis auch
die natürlich in den nördlicheren und alpinen Lagen vorkommende
Süßdolde (Myrrhis odorata) genutzt.
Heute wird zunehmend das sehr ähnliche
ätherische Öl des Sternanis (Ilicium verum) verwendet. Es handelt
sich dabei um einen immergrünen in den Tropen vorkommenden Baum, der
botanisch nicht mit echtem Anis verwandt ist.
Neben den auch in der modernen
naturwissenschaftlichen Medizin anerkannten Indikationen bei
Atemwegserkrankungen und Verdauungsbeschwerden wurde Anis
traditionell auch als Aphrodisiakum und zur Steigerung der
Milchbildung verwendet.
Humorallehre
In der Viersäftelehre werden Anis trocknende und wärmende Eigenschaften zugeschrieben.