Der Geruch der Drogenmischung von Species carminativae I ÖAB/Windtreibender Tee I ÖAB wird von der Pfefferminze dominiert. Also einem typischen frischen ätherischem Öl, das auch in der Nase einen leicht kühlenden Eindruck hinterlässt. Wenn man sich sehr bemüht, kann auch die Idee der ätherischen Öle von Kamille und Kümmel erahnt werden. Letztlich ist auch noch eine andere, leicht säuerlich scharfe Komponente, nämlich von Kalmus zu differenzieren.
Das fertige Infus ist uncharakteristisch goldfarben, mit einer gering ins grünliche gehenden Komponente. An der Farbe ist er wohl nicht zu erkennen.
Der Geruch des Infus ist wieder von der Pfefferminze dominiert, wobei die Kamille meiner Meinung nach deutlicher, als in der Drogenmischung erkennbar ist.
Im Geschmack fällt zuerst eine bittere, sowie leicht harzige und scharfe Komponente von der Kalmuswurzel auf, die aber wieder von der frischen, einen kühlenden Eindruck hinterlassenden Pfefferminze überdeckt wird. Der zarte Geschmack der Kamille ist ebenso wie der des Kümmel kaum differenzierbar.
Wirkung und Anwendung
Die Bezeichnung „Carminativum“ wird oft mit „windtreibend“ übersetzt. Die Störung die damit behandelt werden soll, ist der „Meteorismus“, was oft mit „Blähung“ oder „Flatulenz“ (übermäßiger Windabgang) gleich gesetzt wird.
Eigentlich ist damit aber ein subjektives Beschwerdebild gemeint, das aus Bauchschmerzen, dem Gefühl der übermäßigen Gasansammlung im Darm, eventuell Krämpfen und oft veränderten Darmgeräuschen besteht. Das vermehrte Spannungsgefühl im Bauch wird dabei vor allem in der Vorstellung des Patienten mit vermehrten Darmgasen in Verbindung gebracht. Dies kann zwar zutreffen, ist aber nicht immer die Hauptursache für die Beschwerden.
Auch die Bezeichnung „windtreibend“ als Beschreibung für die Wirksamkeit von Carminativa ist irreführend. Sie würde nahelegend, dass die Wirkung darin bestehen würde, dass auf irgendeine geheimnisvolle Weise die Darmgase per vias naturales, also als Darmwinde, als Flatulenz den Darm verlassen würden. Das ist aber nicht der Fall. Die carminative Wirkung besteht unter anderem aus einer Erhöhung der Durchblutug der Darmschleimhaut, was eine Aufnahme von Darmgasen in das Blut und ein Abatmen über die Lunge begünstigt. Darüber hinaus und rasch nach der Einnahme wirksam, kommt eine spasmolytische, das heißt, die Darmwand entspannende Wirkung zum Tragen. Letztlich kann eine antimikrobielle Wirkung, der Neubildung von Darmgasen entgegenwirken.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Übersetzung von „Meteorismus“ als „Blähungen und Flatulenz“ und die Wirkung eines „Carminativum“ als „windtreibend“ verkürzt und damit falsch ist, da damit die eigentlichen Wirkmechanismen (insbesondere Spasmolyse und Darmdurchblutungsförderung) nicht erwähnt sind. Jedenfalls helfen „Carminativa“ gut bei dem Beschwerdebild des „Meteorismus“.
Unter den Carminativa haben die Ätherisch-Öl-Drogen (Aromatika) Kümmel, Anis, Fenchel und Koriander (Doldenblütler/Apiaceae), Pfefferminze (Lippenblütler/Lamiaceae) und Kamille (Korbblütler/Aasteraceae) besondere Tradition. Kümmel, Pfefferminze und Kamille machen ja auch gemeinsam drei Viertel des Species carminativae I ÖAB aus. Die Kamille ist auch entzündungshemmend und ulcusprotektiv.
Kalmus ist eine Ätherisch-Öl-Bitterstoffdroge (Amarum-Aromaticum) und ebenfalls carminativ wirksam und zusätzlich regt es die Verdauung allgemein an.
Eine Klassifizierung der Einzelbestandteile als Remedium cardinale, adjuvans, corrigens oder constituens ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt.
Zusammenfassend eine gut trinkbare, plausible sehr gut carminativ wirksame Teemischung.